Das dritte Quartal 2025 war geprägt von Geopolitk, dem Zollstreit und einer flauen Marktdynamik. Neue Handelsabkommen wurden mit einigen Staaten angekündigt während andere - darunter die Schweiz – außen vor blieben. Verschiedene Unternehmen und Verbände warnten entsprechend vor Belastungen.
Dazu beeinflusst die Diskussion um künstliche Intelligenz das Anlageuniversum: Während Konzerne wie Microsoft, Google oder OpenAI als Gewinner gesehen wurden, gerieten andere Firmen aus verschiedenen Sektoren unter Druck. Ein breit angelegter Sell-off im August traf Titel wie SAP oder Adobe, auch wenn die langfristigen Auswirkungen der KI noch offen sind.
Dazu rückte der starke CHF erneut in den Fokus. Der S&P-500 legte in US-Dollar seit Jahresbeginn um 13% zu, in Franken jedoch bleiben die Kursgewinne aus. Für exportorientierte Schweizer Firmen ist die Situation gravierend: Während Konzerne wie Nestlé durch internationale Produktionsketten reagieren können, stehen kleinere Unternehmen mit hoher Inlandsproduktion unter Druck.
Die SNB und die EZB hielten ihre Zinsen konstant, während die US-Notenbank den Leitzins im September auf 4.25% senkte – was den Dollar schon im Vorfeld der Entscheidung schwächte und die Frankenstärke befeuerte.
Die europäischen Märkte bewegten sich seitwärts. Positiv herausstechen konnten die Banken und Rüstungsfirmen, während defensive Sektoren wie Gesundheit oder Nahrungsmittel keine Dynamik zeigten. Besser lief es der USA und den Schwellenländeraktien. Für eine breite Hausse fehlen in Europa Innovationskraft, Investitionen und politische Stabilität. Ob 2025 noch eine Jahresendrally gelingt, hängt von Zöllen, Notenbanken und geopolitischen Entwicklungen ab.
Jahresperformance per 30.09.2025
Lars Loleit
Vizedirektor
Hin und Her im Zollstreit & stagnierende Märkte: Rückblick auf Sommer 2025
Neben der Geopolitik blieben Zölle und die damit verbundenen, mittlerweile ratifizierten oder angekündigten Handelsabkommen das dominierende Thema im dritten Quartal. Sie verschaffen einzelnen Ländern und Industrien damit Wettbewerbsvorteile und verzerren damit zunehmend den globalen Wettbewerb. In diesem Zusammenhang teilte sich die globale Landschaft in zwei Gruppen: Auf der einen Seite stehen Länder, die erfolgreich ein Handelsabkommen mit den Vereinigten Staaten abschliessen konnten, darunter UK, die EU (im Rahmen eines Grundsatzabkommens), Japan, Vietnam oder Indonesien. Auf der anderen Seite stehen Länder, denen dies nicht gelang, darunter auch die Schweiz.
Entsprechend vorsichtig äusserten sich viele Unternehmen, wenn es um den Ausblick für das zweite Halbjahr ging. Auch verschiedene Branchenverbände – nicht nur aus der Schweizer Industrie, sondern beispielsweise auch aus Deutschland – warnten vor negativen Effekten.
Auch im Technologiesektor spaltete sich das Anlageuniversum zunehmend in zwei Lager: Die Gewinner und die Verlierer der künstlichen Intelligenz. Im Markt wurde vor allem die potenzielle Verdrängung grosser und kleiner Softwareunternehmen durch OpenAI und vergleichbare Angebote der Tech-Konzerne wie Microsoft, Google und Meta befürchtet. Diese Befürchtungen führten im August zu einem kurzfristigen, breit abgestützten Sell-off im Technologiesektor. Unter Druck gerieten dabei Titel wie SAP, Adobe, Wolters Kluwer oder Gartner, obwohl noch offen ist, ob und wie stark die KI Thematik die Geschäftsmodelle beeinflusst. Je nach Szenario sind auch positive Einflüsse denkbar und Anpassungen der Markteinschätzung über vermeintliche Gewinner- und Verliereraktien können rasch ändern.
Am Ende tendierten die europäischen Aktienindizes unter Schwankungen mehrheitlich seitwärts. Nur wenige Segmente konnten mit deutlichen Kursgewinnen glänzen, allen voran die Banken und Aktien von Rüstungsgüterherstellern. Bereiche, die als defensiv gelten, wie etwa Health-Care- oder Nahrungsmittelaktien, zeigen weiterhin keine Dynamik und bremsten damit auch den Schweizer Markt.
Sowohl die Schweizerische Nationalbank als auch die Europäische Zentralbank legten im dritten Quartal eine Zinssenkungspause ein und belassen den Leitzins unverändert bei 0 % bzw. 2.15 %.Die US-Notenbank hat hingegen die lang erwartete Fortsetzung ihrer Zinssenkungen umgesetzt. Im September senkte sie den Leitzins wie erwartet von 4.5 % auf 4.25 %. Weitere Senkungen werden erwartet.
Tobias Brütsch
Leiter Portfolio Management
Der harte Schweizer Franken – Auswirkungen für Firmen und Investoren
Die Themen, die Investoren und Firmen aktuell beschäftigen, sind vielfältig: geopolitische Unsicherheiten, US-Zölle und unklare konjunkturelle Aussichten. Aus Schweizer Sicht ist der starke Schweizer Franken ein Dauerbrenner. Er beeinträchtigt die Renditen bei Investitionen im Ausland und belastet den Umsatz und den Gewinn der Firmen. Die Abschwächung des USD in den letzten Monaten hat das Thema wieder in den Vordergrund gerückt. Angesichts weiterer Zinssenkungen der US-Notenbank und der EZB wird es wohl nicht so schnell wieder verschwinden.
Im Jahr 2025 hat der US-Dollar gegenüber dem Schweizer mehr als 10% an Wert verloren. Das hat zur Folge, dass der US-Aktienmarkt (gemessen am S&P-500-Index) aus Schweizer Sicht nicht bei +13%, sondern nur bei +1.8% in CHF seit Jahresanfang steht. Entsprechend sind auch die erreichten Höchststände der US-Indizes der letzten Wochen zu relativieren, da diese durch den schwachen USD begünstigt wurden. In CHF haben die Aktien die neuen Höchststände noch nicht erreicht. Der USD ist im Jahr 2025 so stark im Wert gefallen, dass sich eine Absicherung trotz der hohen Kosten (rund 4 % pro Jahr) gelohnt hätte.
Währungsprognosen sind äusserst komplex und der Abwertungspfad oft unsicher, weshalb Absicherungen im Aktienbereich, anders als bei den Anleihen, immer wieder Gegenstand von Diskussionen sind.
Betrachtet man längere Zeiträume, z.B fünf oder zehn Jahre, zeigt sich, dass Schweizer Investoren über mit US-Aktien mehr Rendite erwirtschaften konnten, wenn sie die Währung nicht abgesichert haben. Der Grund: Der USD verlor nicht linear über die Jahre an Wert. Es gab immer wieder Jahre, in denen der USD gegenüber dem CHF an Wert gewann. In diesen Jahren werden die Absicherungskosten unnötigerweise bezahlt und das wirkt sich über die Zeit aus. In den letzten 15 Jahren gab es gleich viele Jahre mit USD-Kursgewinnen gegenüber dem CHF wie Jahre mit Kursverlusten (vgl. Chart). Die Grafik zeigt auch, dass der Euro stetiger an Wert verlor als der USD. Da es aber kaum Jahre mit einem Kursverlust von mehr als 5% im EUR/CHF-Kurs gegeben hat, ist der Effekt der Absicherung nach Abzug der Kosten auch im europäischen Raum gering. Über zehn Jahre beispielsweise liegt der Renditevorteil einer abgesicherten Strategie im Euro Stoxx 50 bei lediglich 0.7% p. a., über die letzten drei Jahre hat es sich gar nicht gelohnt.
Ein starker Schweizer Franken beeinflusst jedoch nicht nur Schweizer Investoren, die ausländische Aktien kaufen, sondern auch die Schweizer Unternehmen. Ein starker CHF schmälert Umsatz und Gewinn durch zwei Effekte:
Der weniger gravierende Effekt wird Translationseffekt genannt und betrifft die Umrechnung von Bilanzen und Gewinnen multinationaler Konzerne in die Berichtswährung. Das bedeutet für Investoren: Selbst, wenn ein Unternehmen operativ stabil arbeitet, kann die veröffentlichte Gewinn- und Verlustrechnung durch Umrechnungseffekte schwanken.
Schlimmer ist der Transaktionseffekt. Er entsteht, wenn reale Zahlungsströme – etwa Importe, Exporte oder Fremdwährungskredite – in eine andere Währung konvertiert werden müssen. Hier entstehen tatsächliche wirtschaftliche Risiken, die Unternehmen häufig aktiv durch eigenes Hedging steuern.
Nicht alle Unternehmen sind gleich stark betroffen. Grosse, internationale Konzerne wie Givaudan oder Nestlé erleiden zwar Umsatzverluste in CHF, können dank lokaler Produktion aber auch die Kosten reduzieren und die Marge schützen. Schlimmer ist es für kleinere Unternehmen, die einen hohen Anteil ihrer Produktion in der Schweiz durchführen und viel exportieren. Hier frisst der Wertverlust des EUR, des USD und anderer Währungen direkt die Margen auf. Leichte Währungsverluste können in der Regel über höhere Kaufpreise ausgeglichen werden (je nach Produkt und Markt besser oder weniger gut). In der aktuellen Situation ist das aber nur teilweise möglich, da die Zölle schon Preisanpassungen bedingen würden. Beides zusammen dürfte in vielen Bereichen zu viel des Guten für die Konsumenten sein.
Das Thema wird weiterhin aktuell bleiben. Die Finanzmärkte rechnen mit einer Serie von Zinssenkungen in den USA. Dadurch könnten die Realzinsen weiter sinken und teilweise sogar ins Negative rutschen. Da die Inflation jedoch kaum massiv sinken wird – Stichwort Zölle – bedeutet dies eine weitere Schwächung des Dollars und eine Stütze für Sachanlagen wie Aktien oder Rohstoffe. Während andere grosse Notenbanken ihre Geldpolitik vorerst unverändert lassen, schrumpft der Zinsvorsprung der USA gegenüber dem Ausland. Das übt zusätzlichen Abwertungsdruck auf den Dollar aus. Gleichzeitig bleibt die Sorge akut, dass die politische Einflussnahme auf die US-Notenbank zunimmt und deren Unabhängigkeit geschwächt wird. Dies würde die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik belasten und die Abwertungstendenzen verstärken. Auch beim Euro spricht wenig dafür, dass sich der langjährige Abwärtstrend gegenüber dem CHF umkehren würde. Damit ist die Schweizer Nationalbank gefordert, die eine zu schnelle Aufwertung des CHF verhindern will. Ebenso gefordert sind die Unternehmen, die weiterhin mit Effizienz und Innovation gegen den Währungseffekt ankämpfen müssen. Und zuletzt wird sich der Investor weiterhin mit der Frage der Währungsabsicherung auseinandersetzen müssen.
Rainer Pauletto
Vizedirektor
Ausblick 2025
Seit 2023 fehlt es in Europa an nachhaltigem Gewinnwachstum und die Prognosen für 2025 mussten nach dem Liberation Day reduziert werden. Strukturelle Probleme wie eine geringe Innovationskraft im Vergleich zu den USA, eine schwache Wettbewerbsfähigkeit gegenüber China, niedrige private Investitionen sowie geopolitische Risiken wie Handelskonflikte, der Ukraine-Krieg und politische Unsicherheiten in Frankreich belasten die Märkte. Hinzu kommt die anhaltende Abwertung des US-Dollars und die US-Zölle, weshalb ein zweistelliges Gewinnwachstum für 2026 kaum realistisch scheint. Entsprechend spiegelt die Kursentwicklung der europäischen Börsen aktuell hauptsächlich eine Bewertungsexpansion in Segmenten wider, die von den Investitionsprogrammen profitieren sollten. Dazu zählen beispielsweise Banken, Rüstungsfirmen oder Infrastrukturaktien. Für eine breitere Hausse braucht der Markt eine positivere Gewinndynamik, die zumindest im zweiten Halbjahr 2025 kaum auf breiter Front eintreffen wird.
In den USA geht gleichzeitig die Schere zwischen dem Aktienmarkt und der Realwirtschaft auf. Angesichts der sich trotz des schwächelnden Arbeitsmarktes auf hohem Niveau befindlichen US-Aktienmärkte könnte man zu dem Schluss kommen, dass die Märkte entweder völlig losgelöst von der Realität der Realwirtschaft sind, oder dass Powell die Zinsen gar nicht hätte senken sollen, da die Konjunktur besser dasteht als vom FED angenommen. Das Bild wird durch die KI-Thematik positiv verzerrt, die davon betroffenen Aktien befeuert.
Ob es 2025 zur traditionell erhofften Jahresendrally kommen wird, hängt in erster Linie von den geopolitischen Ereignissen, den Entwicklungen im Zollstreit und den Entscheidungen der Notenbanken ab. Sollten sich die Sorgen mildern, wäre eine Hausse in den nächsten Wochen gut denkbar. Es ist möglich, dass sich dann auch die Marktcharakteristik ändert und bisher verschmähte Segmente aufholen. Beispielsweise könnten Pharmaaktien aufholen, sollten sich die aktuellen Sorgen vor der Politik von Donald Trump als zu gross erweisen, oder Konsumaktien, wenn sich der US-Konsument als robuster erweist als befürchtet und der Einfluss der Zölle auf die Konsumfreudigkeit kleiner ausfällt als erwartet.