Nicolas Müller
Kundenberater

ZEITRENTEN – TEURE LÖSUNGEN FÜR EINE BESCHRÄNKTE ZEIT

Herr Meier steht fünf Jahre vor der Pensionierung. Die Diskussion um die Zukunft der AHV bereitet ihm Sorgen. Die Pensionskasse hat den Umwandlungssatz noch einmal gesenkt und die Verzinsung reduziert. Herr Meier denkt an einen Kapitalbezug aus der 2. Säule – aber wie soll das Kapital organisiert werden? Das Marktumfeld ist anspruchsvoll, die Immobilienpreise sind hoch, das Zinsniveau verharrt auf einem historischen Tiefpunkt. Die Umwandlungssätze von Leibrenten „leiden“ ebenfalls unter dem tiefen Zinsniveau und der immer längeren, statistischen Lebenserwartung.

Einkommen auf Zeit
Ein Kollege rät Herrn Meier zu einer Zeitrente. Die Idee dahinter ist einfach: Herr Meier bezahlt einer Versicherung einmalig einen Betrag (z.B. CHF 300‘000 aus der Pensionskasse) und erhält dafür über einen definierten Zeitraum eine fixe Rente ausbezahlt. Die Rente kann sofort beginnend oder zeitlich aufgeschoben abgeschlossen werden. Herr Meier könnte sich eine Rente ab Alter 65 bis Alter 85 vorstellen, da er damit rechnet, dass der Einkommensbedarf im höheren Alter abnimmt. Einen Teil der Rente garantiert die Versicherungsgesellschaft. Dies erscheint interessant, zumal die Versicherung das Kapital mit Wertschriften hinterlegt, der Kunde aber offenbar das Anlagerisiko nicht selber tragen muss. Anfragen bei Versicherungsgesellschaften zeigen, dass genau diese Garantie dem Sicherheitsbedürfnis vieler älterer Menschen entspricht. Zudem beinhalten gewisse Produkte auch eine Versicherungskomponente wie etwa ein garantiertes Todesfallkapital.

Garantie kostet – Rendite ungewiss
Der garantierte Teil der Rente fällt allerdings tief aus, denn die garantierte Leistung muss durch den Anbieter abgesichert werden. Zudem fallen Administrativgebühren und je nach Lösung eine Stempelgebühr an. Ein gestaffelter Verzehr des Kapitals käme den Kunden oftmals nicht teurer. Interessant machen die Konditionen bei Zeitrenten im Wesentlichen die nicht garantierten Überschüsse. Je offensiver das gewünschte Anlageprodukt im Hintergrund ausgestaltet ist, desto höher die hinterlegte (nicht garantierte) Zielrendite. Bei einer Laufzeit der Versicherung über 20 Jahre ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass am Ende ein positives Anlageergebnis erzielt wird. Bei kurzen Laufzeiten reicht bereits eine Börsenkrise um die (Ziel-) Rendite gänzlich zu eliminieren.

Zeitliche Begrenzung bringt höheren Umwandlungssatz
Während die Umwandlungssätze für einen 65-jährigen Mann bei einer Leibrentenversicherung mit lebenslanger Leistung um 4.5% liegen (Einmaleinlage, lebenslange Rente ohne Rückgewähr, ohne Überschüsse), ist bei einer Zeitrente über 20 Jahre mit rund 5.2% zu rechnen. Zudem wird eine Zeitrente normalerweise (mit Ausnahme des geringen Zinses) nicht im Einkommen versteuert – im Gegensatz zu einer Leibrente, die mit 40% im Einkommen zu Buche schlägt. Was aber, wenn Herr Meier mit Alter 85 bei Auslauf der Versicherung noch munter und reisefreudig ist? Dann hat ihm der höhere Umwandlungssatz nur bedingt mehr finanzielle Flexibilität gebracht.

Es geht auch einfacher!
Derartige Lösungen kosten, berücksichtigt man die Gebühren in den hinterlegten Produkten, 1 bis 1.5% pro Jahr. Im Verhältnis zur garantierten Leistung ein hoher Preis für den „organisierten Kapitalverzehr“. Legt Herr Meier die CHF 300‘000 langfristig zu 0.5% an, kann er während 20 Jahren rund CHF 15‘800 jährlich beziehen. Bei einem Umwandlungssatz von 5.2% beträgt die Rente CHF 15‘600 pro Jahr. Zudem behält Herr Meier bei einer Banklösung die volle Flexibilität über sein persönliches Kapital – und die ist unbezahlbar.