Serge Lutgen
Mitglied der Geschäftsleitung

Scobag Anlagebrief

Die Aktienmärkte bewegen sich weiterhin mehrheitlich seitwärts und werden noch immer stark von den Zins- und Inflationsprognosen beeinflusst. Die Hauptfragen lauten noch immer: Schafft die US Notenbank eine sogenannte «sanfte Landung» der US Wirtschaft oder kann die Inflation nicht ohne Rezession und Verschlechterung des Arbeitsmarktes unter Kontrolle gebracht werden? Wie lange wird die konjunkturelle Abkühlung in Europa andauern und wie schwach ist die Konjunktur in China wirklich? Bis diese Fragen beantwortet werden können, wird es noch eine Weile dauern und entsprechend dürften die Aktienmärkte weiterhin zwischen Hoffen und Bangen schwanken. Für Obligationeninvestoren hat sich der Ausblick aufgehellt. Die Zinsen der Anleihen sind deutlich gestiegen und die Chancen auf Zinssenkungen, die die Preise dann positiv beeinflussen, in den nächsten Jahren sind ebenfalls intakt. Die globalen Zinserhöhungen haben eine bremsende Wirkung auf die Realwirtschaft und die Inflation. Ein direkt betroffener Sektor ist die Immobilienbranche. Mit einem Anteil von 1020% am BIP einer Volkswirtschaft hat der Sektor eine zentrale Rolle in der Konjunktur. Die Bremswirkung lässt sich an vielen Stellen beobachten: Die Preise der Immobilien sinken in verschiedenen Regionen und immer mehr Baufirmen klagen über ausbleibende Aufträge. Die Gefahr von Wertberichtigungen bei Immobilien ist vorhanden. Trotzdem gibt es auch in diesem Segment dank dem stabileren Renovationsgeschäft und deutlich tieferen Bewertungen Anlagechancen, die sich auszahlen werden, sobald die Zinsen den Höhepunkt überschritten haben und die Dynamik im Sektor wieder zunimmt.

Jahresperformance per 29.09.2023

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Rückblick: Konsolidierungsphase im Sommer

In den letzten Monaten herrschte an den Aktienmärkten eine gelassene Ruhe. Seit Ende Mai lag die Volatilität auf absoluten Tiefstwerten und die westlichen Indices wiesen kaum nennenswerte Schwankungen auf. Die Aktienmärkte spiegeln ein gespanntes Warten der Investoren über die weitere Entwicklung der Zinsstrategien der Notenbanken und der Inflation. Deuteten die Daten

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auf ein Ende der restriktiven Zinspolitik hin, stiegen die Kurse eher an, bei restriktiven Aussagen der Notenbanken oder starken US Arbeitsmarktdaten fielen die Kurse wieder. Seit dem 31. Mai resultierten Renditen von rund 3% bis 0% für die meisten breit diversifizierten Aktienindices. Etwas schwächer entwickelten sich die meist konjunktursensitiveren Small und Midcaps (siehe Grafik 1). Prominenteste Ausnahme: Die grossen US Technologietitel profitierten vom Hype um die Künstliche Intelligenz, der die Kurse angeheizt und so auch den Leitindex positiv beeinflusst hat.

Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den Anleihen und bei Immobilienanlagen in der Schweiz. Die Zinsen stiegen zwar tendenziell leicht an, aber die höheren Coupons entschädigten für die Kursverluste. Unter dem Strich resultierte auch in dieser Anlagekategorie eine Nullrendite für die Investoren in CHF.